Angeregt durch die Stiftung „Lebendige Stadt“ für einen künstlerischen Lichtgestaltungswettbewerb zum Nikolaikirchhof, entschlossen sich 2002 die Stadt Leipzig und die Stiftung Lebendige Stadt zu einer dritten Auslobung. Die Kulturstiftung Leipzig hatte die Federführung inne. Dieses Mal ging es nicht nur um einen erneuten, bereits zweimal zuvor gescheiterten Brunnenversuch, sondern hauptsächlich um eine spezielle Lichtgestaltung zum Thema Herbst ´89. Die Stiftung „Lebendige Stadt“ hat das Projekt 2003 mit 350000 Euro gefördert.
Für den Brunnen wurden sechs und für die Lichtinstallation acht Arbeiten eingereicht. Der monolithische Brunnenentwurf des Berliner Büros David Chipperfield Architects, der letztlich den Zuschlag erhielt, nimmt sich in seiner Form zurück und schafft einen unaufdringlichen und einladenden Raum. Die konkave Granitschale ist im Sommer
bis zum Rand mit Wasser gefüllt und symbolisiert die politische Lage unmittelbar
vor ihrem geschichtlichen Umbruch. Den Lichtwettbewerb konnte der Leipziger Tilo Schulz gemeinsam mit Kim Wortelkamp aus Dresden für sich entscheiden. Die Installation aus 146 Lichtsteinen in Blau, Grün und Magenta, eingelassen in das vorhandene Pflaster des Nikolaikirchhofs, ist trotz aller Prägnanz zurückhaltend und konkurriert nicht mit Brunnen oder Nikolaisäule. Die leuchtenden Glaspflastersteine, die an einigen, scheinbar zufällig gewählten Stellen das herkömmliche Pflaster des Platzes ersetzen, stellen in ihrem allmählichen Aufleuchten vom Haupteingang der Nikolaikirche her die schrittweise Versammlung einer Menschenmenge dar. Die zufällig gesteuerten Farbtöne und Lichtintensitäten verdeutlichen sowohl den amorphen und ungreifbaren Aggregatzustand der Menge als auch die Verschiedenartigkeit der sich darin befindenden einzelnen Personen. „Die Wirkung der City Lights entfaltet sich nach Einbruch der Dunkelheit. Dann schaltet eine zentrale Steuerung alle Lichtsteine
per Zufallsprinzip an verschiedenen Stellen des Kirchhofes ein. Innerhalb von drei Stunden entsteht eine Ansammlung von Lichtpunkten … Die wachsende Zahl der Lichtpunkte symbolisiert das Zusammenströmen der Menschen im Herbst 1989“,
so Tilo Schulz.
Zur Vollendung des Platzes und im Rahmen einer abschließenden Initiative für die Nutzungs-, Aufenthalts- und Gestaltqualität des Nikolaikirchhofes hat die Kulturstiftung 2016 das Büro fagus seelemann Landschaftsarchitekten beauftragt zu prüfen, inwieweit Baumpflanzungen zur Fassung der östlichen Platzseite, ähnlich der Baumpflanzungen auf dem Thomaskirchhof, möglich sind. Erste Abstimmungen mit der Stadt Leipzig und auch mit der Kirchgemeinde haben dazu stattgefunden.