PAUL MÖBIUS – DER ARCHITEKT DES LEIPZIGER JUGENDSTIL

Sonderausstellung

5. Juni bis 31. August 2025 | Mi–Fr 11–16 Uhr, Sa/So 12–17 Uhr | Ausstellung im Lichthof und im Foyer der Richard-Wagner-Aula | Eintritt frei

Abbildung in der Übersicht: Imposante Zwerchgiebel gehören zu Möbius‘ Markenzeichen, hier am Haus Jahnallee 14 (Foto: Alexander Eichner)

PAUL MÖBIUS – SEINE JUGENDSTILHÄUSER (NICHT NUR) IN LEIPZIG GOHLIS

Die Dauerausstellung über Leipzigs wohl wichtigsten Jugendstilarchitekten Paul Möbius (1866-1907) war vom September 2023 bis Ende Mai 2025 in Gohlis zu sehen, im repräsentativen Doppelwohnhaus Georg-Schumann-Str. 124/126, das zu Möbius‘ Hauptwerken gehört. Schon im ersten Jahr kamen weit über 1.000 Besucher. Auf Einladung der Kulturstiftung Leipzig wird die Ausstellung nun für ein Vierteljahr in der Alten Nikolaischule gezeigt. Erstmals zu sehen sind in der Alten Nikolaischule drei Originalzeichnungen des Architekten, außerdem ein Modell des spektakulären Ausstellungspavillons von 1897, der Möbius in ganz Deutschland bekanntmachte.

Hoch geschätzt – bald vergessen
„Paul Möbius besaß vielleicht unter allen Leipziger Architekten den größten Sondergeschmack, die bedeutsamste Eigenart, die individuellste Note. Sein Geschmack […] stellte ihn in den Bereich einer wahrhaft modernen Baukunst.“
Das schrieb 1908, ein Jahr nach Möbius‘ frühem Tod im Alter von nur 41 Jahren, der renommierte Kunstpublizist Julius Zeitler. Gern hätte Paul Möbius ein Museum oder eine Volksbibliothek entworfen. Das wissen wir aus einem Nachruf. Doch dazu kam es nicht. Möbius ist heute mit zwei Dutzend Gebäuden im Stadtbild vertreten. Dabei handelt es sich fast durchweg um Mietshäuser und Villen. Zu den wenigen Ausnahmen zählen die Unterstation der Leipziger Elektrizitätswerke in der Magazingasse und eine Turnhalle in Eutritzsch.
Seine kraft- und schwungvoll gestalteten Fassaden versah Möbius gern mit Runderkern, mächtigen Traufkehlen und einem repräsentativen Mansardenfenster. Er verzichtete auf den verbreiteten Stuckzierrat des Jugendstils mit Blumenranken und weiblichen Schönheiten. Stattdessen schmückte er seine Gebäude mit den für ihn typischen Ornamenten, die an Blätter oder Schlangen erinnern.
Möbius‘ berühmter Ausstellungspavillon auf der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung 1897 in Leipzig wurde nach deren Ende mit allen anderen Ausstellungsbauten abgerissen. Sein 1897 fertiggestelltes Gebäude in der Petersstraße für Schneidermeister Wolanke, das Musterbeispiel eines Jugendstil-Geschäftshauses, brannte 1943 nach einem Bombentreffer aus und wurde nicht wieder aufgebaut. Erhalten sind vier Grabmale auf dem Südfriedhof.

Wiederentdeckung nach Jahrzehnten
Wenige Jahre nach Möbius‘ Tod ging die Epoche des Jugendstils zu Ende. Dieser galt danach für Jahrzehnte als überladen, als kitschig. Erst Ende der 1970er Jahren begann in West und Ost ein Umdenken. Die 1977 vom Rat der Stadt Leipzig beschlossene Denkmalliste enthielt erstmals eine nennenswerte Zahl von Bauten aus der Zeit zwischen 1870 und 1930. 1978 entstand der städtische Spezialbetrieb VEB Denkmalpflege. Ehrenamtliche Unterstützung erhielt er durch die Gesellschaft für Denkmalpflege unter dem Dach des DDR-Kulturbundes, gegründet 1977 durch den Bauingenieur Wolfgang Hocquél.
Im September 1988 veröffentlichten die „Leipziger Blätter“ einen Artikel von Bodo Pientka († 2022) und Andreas Krase „Die Häuser des Paul Möbius. Jugendstil-Architektur, fotografiert von Bertram Kober“. Im April 1989 wurde unter Pientkas Leitung in der Gesellschaft für Denkmalpflege die Arbeitsgemeinschaft Jugendstil gegründet. Auf deren Programm standen u. a. Vorträge und Architekturspaziergänge auf den Spuren von Paul Möbius.
Nach 1990 veröffentlichte Pientka Aufsätze in Zeitschriften und im Band „Werkbund Sachsen – Werkbericht 1“. 1996 folgte „Jugendstil in Leipzig“ von Pientka und Kober. Im Band „Jugendstil und Werkkunst. Architektur in Leipzig um 1900“ würdigten Peter Guth und Bernd Sikora den Architekten als „eines der wenigen künstlerischen Genies, die das Industriezeitalter in Leipzig hervorbrachte“. Stefan W. Krieg schrieb 2004 und 2007 in den „Leipziger Blättern“ über Möbius. 2007 erschien das mittlerweile vergriffene Standardwerk von Krieg und Pientka – „Paul Möbius. Jugendstil in Leipzig“.

„Paul Möbius – Der Architekt des Leipziger Jugendstil“ – Sonderausstellung
Blick in die Ausstellung „Paul Möbius – Der Architekt des Leipziger Jugendstil“
Blick in die Ausstellung „Paul Möbius – Der Architekt des Leipziger Jugendstil“
Blick in die Ausstellung „Paul Möbius – Der Architekt des Leipziger Jugendstil“

Ausstellungs-Impressionen, u.a. Modell des Pavillons Nietzschmann-Wommer auf der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung 1897, gebaut 2017 von Thomas und Jens Wommer (Alle Fotos: Bernd Schekauski)

Ausstellung & Broschüre
2023 wurde im am Tag des offenen Denkmals eine Dauerausstellung über Leben und Werk des Architekten in der Georg-Schumann-Straße eröffnet. Dorthin wird sie im September 2025 zurückkehren. Konzipiert und realisiert wurde sie vom Arbeitskreis Gohliser Geschichte gemeinsam mit dem Denkmalpfleger Krieg-von Hößlin. Unterstützung gaben Kulturamt und Förderverein Georg-Schumann-Straße. Für das Layout sorgte die Grafikerin Gaby Kirchhof. 2024 kamen neue Ausstellungstafeln über Möbius‘ imposante Villen in Leutzsch und die von ihm entworfenen Grabmale hinzu.
Zur Ausstellung erschien eine 92-seitige, reich illustrierte Begleitbroschüre. Sie informiert über Leben, Werk und Rezeption des Architekten, enthält eine Werkliste (mit Foto und Kurzkommentar), Texte von Zeitgenossen über Möbius sowie Spaziergangs-Vorschläge zu Möbius-Häusern in Gohlis, im Waldstraßenviertel sowie in Lindenau und Leutzsch. In seinem Geleitwort schreibt Wolfgang Hocquél: „Möge die Dauerausstellung dazu beitragen, den Bekanntheitsgrad von Möbius […] weiter zu erhöhen und die Architekten der Gegenwart ermutigen, nach individuellen Lösungen zu streben“.

Die Präsentation dieser Ausstellung in der Alten Nikolaischule ist eine Kooperation der Kulturstiftung Leipzig mit dem Arbeitskreis Gohliser Geschichte des Leipziger Geschichtsvereins.