Leipzig liest – Veranstaltungen in der Alten Nikolaischule

Die Lesungen der einzelnen Verlage finden am 27., 28. und 29. April 2023 jeweils 17.30–18.30, 19–20 und 20.30–21.30 Uhr in der Richard-Wagner-Aula statt.
Eintritt kostenfrei und ohne Reservierung, Veranstalter: Leipziger Buchmesse, Programm unter: www.leipziger-buchmesse.de

Unsere Lesungen

Donnerstag, 27.4.

17.30–18.30 Uhr
Long Story Short – Der Literaturpodcast mit Karla Paul und Günter Keil (Penguin Random House Verlagsgruppe)
Die Zeit läuft! Das Literatur-Duo Karla Paul und Günter Keil pitcht für Sie in jeweils 60 Sekunden Neuerscheinungen und Lieblingsbücher des Leipziger Literaturfrühlings. Nach jeder Runde wird abgestimmt – wer von den beiden kann mehr Leser*innen für sein Herzensbuch begeistern? Dazwischen wird mit Gastautoren Marc Elsberg und Sven Gerhardt auf der Bühne geplaudert, ein Quiz veranstaltet und etwas zu gewinnen gibt es natürlich auch. Freuen Sie sich bei Long Story Short auf eine sehr unterhaltsame Stunde und viele neue Bücher für die Wunschliste!

19–20 Uhr
Antonia Baum: Siegfried. Eine Frau, erschöpft von der Arbeit der Emanzipation und der Liebe (Ullstein)
Eine Frau – Mutter, Partnerin, Alleinverdienerin – fährt eines Morgens nicht zur Arbeit, sondern in die Psychiatrie. Am Abend hat sie sich mit ihrem Partner gestritten, vielleicht ist etwas zerbrochen, jetzt muss sie den Tag beginnen, sie muss die Tochter anziehen, an alles denken, in der Wohnung und ihrem Leben aufräumen. Doch sie hat Angst: das Geld, die Deadline, die Beziehung, nichts ist unter Kontrolle, und vor allem ist da die Angst um ihren Stiefvater, der früher die Welt für sie geordnet und ihr einen Platz darin zugewiesen hat. In der Psychiatrie, denkt sie, wird jemand sein, der ihr sagt, wie ihr Problem heißt. Dort darf sie sich ausruhen.

20.30–21.30 Uhr
Peter Stamm: In einer dunkelblauen Stunde (S. Fischer)
Seit Tagen wartet die Dokumentarfilmerin Andrea mit ihrem Team auf Richard Wechsler in seinem Heimatort in der Schweiz. Bei ersten Aufnahmen in Paris hatte der bekannte Schriftsteller wenig von sich preisgeben wollen und nun droht der ganze Film zu scheitern. In den kleinen Straßen und Gassen des Ortes sucht Andrea entgegen der Absprache nach Spuren von Wechslers Leben. Doch erst als sie wieder seine Bücher liest, entdeckt sie einen Hinweis auf eine Jugendliebe, die noch immer in dem kleinen Ort leben könnte. Eine Jugendliebe, die sein ganzes Leben beeinflusst hat und von der nie jemand wusste.

Freitag, 28.4.

17.30–18.30 Uhr
Steven Uhly: Die Summe des Ganzen (Secession)
Madrid, in der Gegenwart: Zwei Menschen begegnen einander im Beichtstuhl einer kleinen Pfarrkirche am nordöstlichen Rand der Stadt, der eine ein Priester, der andere ein junger Mann, der offenbar schwer unter einer Sünde leidet, die er kaum auszusprechen vermag.   Er flieht aus dem Beichtstuhl, kehrt aber am Folgetag zurück. Die immer intensiver werdenden Gespräche der beiden zeichnen allmählich ein Bild dessen, was diesen ›Sünder‹ tatsächlich quält. Die doppelte Abgründigkeit seiner Beichte zieht auch den Priester in die Kluft zwischen Wort und Tat und den Leser unweigerlich in einen Sog aus Fragen, die jeden einzelnen von uns betreffen: Ist unsere Liebe wirklich so selbstlos, wie wir glauben? Wie stark bedingen traumatische Ereignisse der Kindheit unsere Gefühlswelt? Wie sehr leiten ungelöste Probleme unser Handeln? Welche Macht übt die Gesellschaft aus, indem sie bestimmte Wirklichkeiten tabuisiert?    Mit Genauigkeit und Einfühlungsvermögen widmet sich Steven Uhly einer Thematik, die seit Jahren weltweit für Schlagzeilen sorgt. Doch anders als die gängigen Litaneien von Schuld und Sühne zeigt seine äußerst persönliche Herangehensweise Räume auf, die auch denjenigen zugänglich sind, die viel zu früh ihre Unschuld verloren haben und deren gesamte Existenz dadurch zutiefst bedroht ist.

19–20 Uhr
Markus Orths: Mary & Claire (Hanser Verlag)

»Das ist es, was wir tun. Wir befreien uns. Wir leben. Wir leben uns.« Ein schwärmerischer Roman über die Literatur und die Liebe. Nach einer wahren Begebenheit: über die Möglichkeiten des Gelingens und Scheiterns von Liebe, Leben und Literatur. Mary & Claire ist ein mitreißender wie eleganter Roman über die Stiefschwestern und Schriftstellerinnen Mary Shelley und Claire Clairmont. Markus Orths macht Geschichte lebendig. Mary & Claire lieben Percy. Und Percy liebt Mary & Claire. Percy ist Romantiker. Für ihn ist die Liebe ein flammendes Band, das alle Menschen verbindet. An der Seite von Percy entfliehen die beiden Frauen der Londoner Enge. Sie wollen atmen, reisen und lesen, wollen verrückt sein, lieben und schreiben. Und sie nehmen auch den schillerndsten Popstar der Literatur Anfang des 19. Jahrhunderts in ihre Gemeinschaft auf: den jungen Lord Byron. Zu viert treffen sie sich bei heftigen Gewittern am Genfer See. Opiumberauscht schlägt Byron um Mitternacht ein Spiel vor: Wer von uns schreibt die schaurigste Geschichte? Für Mary & Claire wird nach dieser Nacht nichts mehr so sein wie zuvor. / Markus Orths wurde 1969 geboren und studierte Philosophie, Romanistik und Anglistik in Freiburg. Er lebt als Autor mit Frau und drei Kindern in Karlsruhe. Seine Romane wurden in sechzehn Sprachen übersetzt, der Roman „Das Zimmermädchen“ wurde 2015 für das Kino verfilmt. Er ist außerdem Autor von Hörspielen und Kinderbüchern. Bei Hanser erschienen seine Romane „Max“ (2017) und „Picknick im Dunkeln“ (2020).

20.30–21.30 Uhr
Helga Schubert: Der heutige Tag (dtv)
Über fünfzig Jahre lang teilen sie ihr Leben. Doch nun ist der Mann schwer krank. Lange schon palliativ umsorgt, wird sein Radius immer eingeschränkter, der Besuch weniger, die Abhängigkeiten größer. Entlang der Stunden eines Tages erzählt Helga Schubert davon, wie man in solchen Umständen selbst den Verstand und der andere die Würde behält, wie es ist, mit einem todkranken Menschen durch dessen Zwischenwelten zu wandeln. Und davon, wie Liebe zu Erbarmen wird. Die Texte mäandern in der gemeinsamen und der eigenen Vergangenheit, sind von zartem Humor und frei von Pathos. Eine rührende Liebeserklärung an den Mann an ihrer Seite und all die Dinge, die das Leben inmitten der Widrigkeiten des Alters lebenswert machen.

Samstag, 29.4.

17.30–18.30 Uhr
Achim Aurnhammer, Hans-Jochen Schiewer: Soll man es wagen? Briefwechsel zwischen Rainer Maria Rilke und Agnes Therese Brumof (Schwabe Verlag)
«Soll man es wagen?»  … richtet sich Agnes Therese Brumof an Rilke, den Adressaten ihres Briefes. «Wir wohnen zwar in verschiedenen Hotels, aber?»  Ein neu entdeckter Briefwechsel zwischen Rainer Maria Rilke und Agnes Therese Brumof (geb. Pariser) (1893–1987), Kostümbildnerin, Buchillustratorin und Lyrikerin, wird hier erstmals zugänglich. Die kommentierte Edition wirft ein neues Licht auf Rilkes späte Münchner Jahre und seine Schweizer Zeit (1918–1926). Präsentiert wird eine intime Korrespondenz, die seitens der Briefpartnerin mit erstaunlicher ‹Taktlosigkeit› geführt wird.  Der Band gibt überdies Einblicke in das Leben einer emanzipierten Frau aus einer jüdischen Gelehrtenfamilie, die ihren Platz in der Gesellschaft der Weimarer Republik sucht. Proben ihres bildkünstlerischen und lyrischen Werks werden hier erstmals publiziert. Agnes Thereses Schwester, Hilde Brumof (1902 –1969), war seinerzeit eine gefeierte Primaballerina und Ballettmeisterin. Und so verwundert es nicht, dass die Korrespondenz zwischen Rilke und Agnes Therese Brumof auch wichtige Aufschlüsse über die zeitgenössische Tanzbewegung und den Kulturbetrieb der Zwanziger Jahre liefert.

19–20 Uhr
Angelika Overath: Unschärfen der Liebe. Von Chur nach Istanbul: Angelika Overath erzählt von einer west-östliche Zugfahrt durch den Balkan (Luchterhand)
Wie viel Freiheit kann es geben zwischen drei Menschen unterschiedlicher Kulturen, die einander suchen und sich selbst finden?  Als Baran im schweizerischen Chur den Zug besteigt, ahnt er bereits, dass nichts mehr so sein kann, wie es war. Sein Lebenspartner Cla entfremdet sich ihm. Und auch er hat sich verändert. Er liebt Cla, aber nun hat er die Bündnerin Alva, Clas vorherige Partnerin und Mutter ihres gemeinsamen Kindes Florinda, kennengelernt. Was bedeutet diese unerwartete Nähe? Je länger Baran aus dem Zugfenster schaut, hinter dem die Landschaften ihr Gesicht wechseln, je vertrauter ihm die Menschen in den Abteilen werden mit ihren Geschichten, desto mehr mischen sich Erinnerungen und gegenwärtiges Erleben. Orte und Zeiten gehen ineinander über. Im Nachtzug von Sofia nach Istanbul bricht eine Entscheidung auf, die am Ende alle überraschen muss.

20.30–21.30 Uhr
Matthias Göritz: Die Sprache der Sonne (C.H. Beck)
Die junge Amerikanerin Lee Myers erforscht die Vergangenheit ihrer Großmutter Helene Bischoff, die sich als deutsche Jüdin in den 30er Jahren vor der Verfolgung durch das NS-Regime nach Istanbul rettete. Damals bot Kemal Atatürk großzügig Juden Asyl in der Türkei, er hatte vor allem Intellektuelle, Ingenieure, Ärzte und Juristen im Blick, die mithelfen sollten, die radikale Modernisierung der Türkei voranzutreiben. Später lehrte Helene in den USA am renommierten Bard College. Lee ist unruhig, frisch getrennt, fühlt sich wurzellos, entdeckt in Istanbul, dieser geschichtsträchtigen und überbordenden Megacity zwischen Orient und Okzident, die Freiheit eines selbstgewählten Exils. Und sie entdeckt, dass der ehemalige Weggefährte und zeitweilige Geliebte ihrer Großmutter, der Journalist und Agent Georg Naumann, immer noch lebt, weit über hundert Jahre alt. Was verbindet ihn mit Helene und vielleicht sogar mit ihr, Lee? In diesem spannenden, facettenreichen Roman erleben wir die Gewalt der Geschichte, die Macht der Liebe und Istanbul als Labyrinth und Rettung. Kenntnisreich und sinnlich – der neue, große Roman von Matthias Göritz.